Untersuchungen für Schwangere in Nürtingen und Umgebung

Pränatalmedizin umfasst alle Untersuchungen, Beratungen und Therapien, die im Rahmen einer Schwangerschaft durchgeführt werden. Dazu gehören alle vorgeburtlichen Ultraschalluntersuchungen sowie die nicht-invasiven als auch invasiven Untersuchungsmethoden.

Nicht Invasive Pränataldiagnostik

Frühe Organfeindiagnostik (12.-14.SSW) ggf. mit Risikoberechnung für altersabhängige Chromosomenstörungen (Ersttrimester-Screening)

Bei dieser risikolosen Untersuchung können bereits frühzeitig zahlreiche fetale Fehlbildungen ausgeschlossen werden. Wenn ergänzend gewünscht ermöglicht die Messung der fetalen Nackentransparenz (NT) und ggf. weiterer Ultraschallparameter (sogenannter sonographischer Marker wie Nasenbein (NB), Trikuspidalregurgitation (TR), Ductus-Venosus-Fluss (DV)) eine individuelle Risikokalkulation für das Vorliegen der häufigsten Chromosomenstörungen (Trisomie 21, 13, 18). Bei dieser Ultraschalluntersuchung wird immer eine Darstellung aller zu diesem Zeitpunkt beurteilbaren kindlichen Organe durchgeführt. Dabei legen wir viel Wert auf eine frühe farbcodierte Untersuchung des fetalen Herzens (sog. Frühe Echokardiographie), womit einige schwere angeborene Herzfehler bereits ausgeschlossen werden können.

Zu ihrer individuellen Risikoberechnung für das Vorliegen einer Chromosomenstörung wird die Nackentransparenz des Ungeborenen vermessen, die einer Flüssigkeitsansammlung im Bereich des Nackens entspricht. Sie ist ein vorübergehendes Phänomen, das nur zwischen der 12. und 14. SSW zur Risikokalkulation dienen kann. Eine geringe Nackentransparenz entspricht einem Normalbefund. Mit steigender Dicke der Nackentransparenz steigt auch das Risiko für Chromosomenstörungen.

Zur Risikokalkulation werden mütterliches Alter, zwei Laborwerte aus dem mütterlichen Blut und das Ergebnis der Nackentransparenzmessung sowie ggf. zusätzliche Ultraschallparameter herangezogen (www.fetalmedicine.com). 
Die Entdeckungsrate, mit dem Ersttrimester-Screening Chromosomenstörungen wie das Down-Syndrom zu entdecken, liegt bei Anwendung aller Ultraschallmarker bei ca. 90-95 %. In 2,5-5 % der Untersuchungen muss allerdings mit einem falsch auffälligen Ergebnis gerechnet werden. Das Ergebnis des Ersttrimester-Screenings wird als individuelle Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer Chromosomenstörung (Trisomie 21, 13, 18) mit einer Verhältniszahl (z.B. 1:500) angegeben.

Ergibt sich eine Wahrscheinlichkeit für ein Down-Syndrom oder eine Trisomie 13/18 von <1:1000, liegt ein niedriges Risiko vor und der Test wird als unauffällig angesehen. In diesem Fall wird meist auf eine invasive Diagnostik (Fruchtwasseruntersuchung/Chorion-zottenbiopsie), ggf. auch einen NIPT verzichtet. Ergibt sich eine Wahrscheinlichkeit für ein Down-Syndrom oder eine Trisomie 13/18 zwischen 1:1000 und 1:100, liegt ein intermediäres Risiko vor. Das individuelle Risiko für eine Chromosomenstörung liegt somit weiterhin im mittleren Bereich. In diesem Fall wird ein nicht invasiver Pränataltest (NIPT) zur genaueren Risikobeurteilung empfohlen. Ergibt sich eine Wahrscheinlichkeit für ein Down-Syndrom oder eine Trisomie 13/18 von >1:100, liegt ein hohes Risiko vor. Das Ersttrimesterscreening wird dann als auffällig bewertet. Ein auffälliger Test mit hohem Risiko findet sich aber glücklicherweise nur in ca. 1,5 % aller Untersuchungen. In diesen Fällen besteht meist der Wunsch nach einer sicheren Diagnose durch eine invasive Diagnostik (Chorionzottenbiopsie /Fruchtwasseruntersuchung).

Aus Plazenta- oder Fruchtwasserzellen kann der gesamte Chromosomensatz (Erbträger) des Feten untersucht werden. Spezielle Verfahren wie eine Mikroarray- Untersuchung oder Untersuchung des gesamten Genoms können bei individuellen Fragestellungen veranlasst werden (im Zusammenhang mit einer genetischen Beratung).

Bei erhöhter Nackentransparenz empfehlen wir unabhängig von einer invasiven Diagnostik immer eine weiterführende Organfeindiagnostik in der 20. bis 22. SSW.
Insbesondere bei auffälligen Testergebnissen stehen wir Ihnen jederzeit beratend zur Seite und vermitteln auch Kontakte zur psychosozialen Beratung, falls Sie das wünschen.

Viele Schwangere nutzen die frühe Organfeindiagnostik oder das Ersttrimester-Screening als Entscheidungshilfe, ob sie eine weiterführende Untersuchung, wie einen NIPT (Nicht invasiven Pränataltest, s. oben) oder eine invasive Diagnostik (Chorionzottenbiopsie oder Fruchtwasseruntersuchung) durchführen lassen wollen.
Sowohl die frühe Organfeindiagnostik als auch das Ersttrimester-Screening gehen über die Mutterschaftsrichtlinien hinaus und sind eine individuelle Gesundheitsleistung (IGeL).

Die Kosten der Untersuchung sind von Ihnen selbst zu tragen.

Nicht-invasive Pränataltests (NIPT)

Nicht-invasive Pränataltests (NIPT) gehören zu den neueren genetischen Untersuchungsverfahren, die mit hoher Detektionsrate bestimmte Chromosomenstörungen erkennen können. Durch die Untersuchung zellfreier fetaler DNA im Blut der Mutter ist eine Entdeckung von bestimmten Chromosomenstörungen wie z.B. Trisomie 21, 13 und 18, Störungen der Geschlechtschromosomen, sowie der Mikrodeletion 22q11 (Di George Syndrom) mit hohen Nachweisraten von bis zu 99 % möglich. Ein solcher Test kann auf Wunsch der werdenden Eltern zusätzlich angewandt werden, wenn sich aus anderen Untersuchungen ein Hinweis auf eine genetische Erkrankung ergeben hat (z.B. Ersttrimesterscreening oder frühe Organfeindiagnostik), oder die Frau gemeinsam mit ihrer Ärztin/ Arzt zu der Überzeugung gekommen ist, dass der Test in ihrer persönlichen Situation notwendig ist. Damit lassen sich nach derzeitigem Wissenstand mit einer Genauigkeit von bis zu 99% Fälle von Trisomie 21 herausfinden. Bei negativem (unauffälligem) Testergebnis liegt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine Trisomie 21 vor, bei einem positiven (auffälligen) Testergebnis muss auf jeden Fall eine invasive Diagnostik zur Sicherung des Befundes erfolgen. Bis zum Erhalt des Testergebnisses vergehen ca. 7 Tage.

Diese nicht-invasiven Pränataltests werden als genetische Screeningtests eingestuft, die zwar hohe Erkennungsraten für bestimmte Chromosomenstörungen haben, aber genetische Erkrankungen wie z.B. eine Trisomie 21 dennoch nicht sicher ausschließen. Dies ist nur durch eine invasive Diagnostik möglich. Ein NIPT sollte wegen des weiterhin bestehenden Risikos für (schwere) Fehlbildungen nicht ohne detaillierte Ultraschalluntersuchung eingesetzt werden.

Präeklampsiescreening (12. - 14. SSW)

Die Präeklampsie ist eine Schwangerschaftskomplikation, bei der es zu einem hohen Blutdruck der Mutter, zu vermehrter Eiweißausscheidung im Urin und zu Wassereinlagerungen (Ödemen) kommen kann. Dies kann sowohl für die Mutter als auch für Ihr Ungeborenes ungünstige Folgen haben. Die Präeklampsie tritt in ca. 2 % aller Schwangerschaften auf und stellt einen Hauptgrund mütterlicher und kindlicher Krankheits-/Todesfälle dar. Eine effektive Methode, um herauszufinden, ob Sie ein erhöhtes Risiko für eine Präeklampsie haben, stellt die Kombination aus mütterlicher Vorgeschichte, der Messung des mütterlichen Blutdrucks, der Durchblutung der Gebärmutter sowie von zwei Laborwerten im Blut der Mutter (PAPP- A+PLGF) dar. Damit können ca. 90 % aller Präeklampsieformen vorhergesagt werden, die zu einer Frühgeburt vor der 34. SSW führen und ca. 45 %, die zu einer Entbindung danach führen würden.

Sollte sich daraus ein erhöhtes Risiko ergeben, wird der Einsatz von ASS 150 mg/d bis zur 34. SSW zur Verbesserung der Blutflussverhältnisse empfohlen. Außerdem kann eine engmaschigere Beobachtung der Schwangerschaft durch Überwachung der mütterlichen und kindlichen Blutflussverhältnisse erfolgen. Dies führt zu einer optimierten Versorgung von Mutter und Kind und kann den Schwangerschaftsausgang positiv beeinflussen. Auch diese Leistung ist eine individuelle Gesundheitsleistung (IGeL).

Die Kosten der Untersuchung sind von Ihnen selbst zu tragen.

Organfeindiagnostik / Echokardiographie DEGUM II (20. - 22. SSW)

Diese umfangreiche Ultraschalluntersuchung geht deutlich über das 2. Ultraschallscreening gemäß Mutterpass hinaus. Sie stellt ein bildgebendes Verfahren dar, das auch bei wiederholtem Einsatz keine Schädigungen des Feten erwarten lässt. Sie setzt eine spezielle Kenntnis und besondere Erfahrung des Untersuchers (DEGUM II) sowie hochauflösende Ultraschallgeräte voraus.
So wird eine risikolose Organfeindiagnostik mit fetaler Echokardiographie am Feten vorgenommen. Darüber hinaus werden Plazenta, Gebärmutter und Fruchtwasser beurteilt. Dadurch können viele Fehlbildungen und Störungen ausgeschlossen und das zeitgerechte Wachstum des Feten gesichert werden.

Bei der fetalen Echokardiographie wird das fetale Herz und die großen Gefäße in Struktur und Funktion – auch mit Hilfe des sogenannten Farbdopplers – untersucht. Bei aller Sorgfalt, modernster Gerätetechnik und großer Erfahrung des Untersuchers können jedoch nicht alle Fehlbildungen oder Erkrankungen erkannt werden. Dies ist insbesondere auch von den Begleitumständen der Untersuchung abhängig (Bauchdecke, Fruchtwasser, Kindslage).

Dopplerultraschall

Es handelt sich um ein spezielles Ultraschallverfahren, mit dem Blutflüsse in Richtung und Geschwindigkeit dargestellt werden können. Somit können wir uns ein Bild über die Versorgung der Plazenta und des Feten machen. So wird die Überwachung Ihres Ungeborenen verbessert. Farbkodierter Doppler wird insbesondere bei der Untersuchung des fetalen Herzens eingesetzt. Dadurch können wir Anatomie und Funktion noch besser beurteilen. Auch zum Präeklampsiescreening (s.o.) kann die farbcodierte Dopplersonographie schon ab der 12. SSW eingesetzt werden.

3D/4D-Ultraschall

Sie kennen sicher die nahezu photorealistischen Aufnahmen, die die moderne 3D- oder 4D (=bewegte 3D-Bilder) Sonographie liefern kann. Aber nicht nur zur Erstellung faszinierender Portraits des Ungeborenen wird die 3D-Technologie benutzt. Sie liefert uns häufig diagnostische Hilfe bei auffälligen Befunden im geburtshilflichen sowie im gynäkologischen Ultraschall.

Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Ihrem Wunsch nach schönen Bildern oder Sequenzen gerne nachkommen, aber für uns immer der medizinisch-diagnostische Nutzen im Vordergrund stehen wird. Reine 3D-Untersuchungen (sog. Babyfacing) bieten wir nicht an.

Invasive Pränataldiagnostik

Chorionzottenbiopsie (Mutterkuchenpunktion)

Die Chorionzottenbiopsie liefert wie die Fruchtwasseruntersuchung Zellen zur Analyse der fetalen Chromosomen. Sie wird ab der 12. Schwangerschaftswoche vor allem dann durchgeführt, wenn ein hohes Risiko aus dem Ersttrimester-Screening resultiert oder embryonale Ultraschallauffälligkeiten bestehen. Außerdem kann sie bei bestimmten Erbkrankheiten oder Stoffwechselstörungen, sowie bei Wunsch nach einer möglichst frühen Chromosomendiagnostik vorgenommen werden. Dabei werden unter ständiger Ultraschallsicht, mit einer dünnen Nadel, Zellen aus dem Mutterkuchen durch die Bauchdecke entnommen. Die Untersuchung führen wir ab der abgeschlossenen 11. SSW durch. Sie lässt keine Diagnose zu Spaltbildungen der Wirbelkörper zu.

Ein Teil des entnommenen Mutterkuchengewebes wird in einer Kurzzeitkultur untersucht, sodass ein erstes Ergebnis des Chromosomenbefundes nach ca. 2 Tagen vorliegt. Aus dem 2. Teil der Probe wird eine Zellkultur angelegt, die zur Befundbestätigung dient und wie bei der Fruchtwasseruntersuchung nach 2-3 Wochen ein Ergebnis liefert. Trotz größtmöglicher Sorgfalt und Erfahrung des Untersuchers liegt das Risiko einer Schwangerschaftskomplikation insbesondere einer Fehlgeburt bei ca. 0,1-0,3 %.

Am Tag nach der Untersuchung sollten Sie eine kurze Kontrolle bei Ihrem Frauenarzt/-ärztin durchführen lassen und sich die nächsten Tage nach der Untersuchung vermehrt schonen.

Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung)

Bei der Amniozentese werden unter Ultraschallsicht mit einer dünnen Nadel ca. 10 ml Fruchtwasser durch die mütterliche Bauchdecke entnommen. Sie wird in der Regel in der 16.-18. SSW vorgenommen. Aus den fetalen Zellen im Fruchtwasser wird eine Chromosomenanalyse durchgeführt. Diese dauert in der Regel ca. zwei Wochen. Durch einen zusätzlichen Schnelltest auf die häufigsten Chromosomenstörungen (Trisomie 13, 18, 21, Geschlechtschromosomen) kann auf Wunsch die Wartezeit verkürzt werden. In speziellen Fällen können Tests auf Erbkrankheiten oder Stoffwechselstörungen veranlasst werden. Diese sollten sinnvollerweise mit einer genetischen Beratung kombiniert werden. Darüber hinaus kann die Untersuchung von AFP (alpha-Fetoprotein) aus dem Fruchtwasser, Hinweise auf einen offenen Rücken (Spina bifida) oder Verschlußdefekte der Bauchwand geben. Das Fehlgeburtsrisiko bei einer Fruchtwasseruntersuchung liegt bei ca. 0,1- 0,3 %.

Am Tag der nach der Untersuchung sollten Sie eine kurze Ultraschallkontrolle bei Ihrem betreuenden Frauenarzt/-ärztin machen lassen. Sie sollten am Tag der Untersuchung liegen und sich noch für einige Tage körperlich schonen.

Fachübergreifende Zusammenarbeit mit Experten

Interdisziplinäre Kooperation

Im Rahmen der Pränatalmedizin legen wir neben der Diagnostik immer besonderen Wert auf Ihre persönliche Beratung. Gerade bei auffälligen Befunden stehen wir Ihnen mit größtmöglicher Unterstützung zur Seite. Einerseits gibt es bei einer Reihe von Erkrankungen Behandlungsmaßnahmen bereits vor der Geburt. Andererseits kann schon vorgeburtlich die optimale Therapie in der passenden Klinik geplant werden. Der frühzeitige Kontakt z.B. zu Kinderärzten oder Kinderkardiologen, die ihr Kind nach der Geburt betreuen, hilft vielen betroffenen Eltern weiter. Jederzeit stellen wir auch den Kontakt zu einer psychosozialen Beratungsstelle für Sie her. Wir geben Ihnen hier jede erforderliche Unterstützung, sind immer um eine einfühlsame Beratung bemüht und stehen Ihnen jederzeit zur Seite.

Labordiagnostik

Allgemein

Labordiagnostische Tests stellen Ergänzungen dar,  (fester Bestandteil des Erstrimester-Screenings) falls im Ultraschall auffällige Befunde entdeckt werden oder sich aus anderen Befunden Risiken ergeben. 

Der sichere Ausschluss von Chromosomenstörungen ist derzeit nur durch eine invasive Diagnostik möglich. Außerdem lässt kein labordiagnostischer Test allein den Rückschluss auf den zeitgerechten Entwicklungszustand oder die normale Organentwicklung Ihres Ungeborenen zu.

PAPP-A und freies ß-HCG

Die Bestimmung der beiden von der Plazenta produzierten Hormone erfolgt im Rahmen des Ersttrimester-Screenings aus dem mütterlichen Blut. Bei Feten mit Down-Syndrom z.B. findet man erniedrigte Werte von PAPP-A und erhöhte Werte von ß-HCG. 

Die Werte sind abhängig von verschiedenen Faktoren wie z.B. Rassenzugehörigkeit, Gewicht, Raucherstatus etc. und müssen damit bei der Bestimmung aus dem mütterlichen Blut berücksichtigt werden. In ca. 2,5-5 % der Untersuchungen ergibt sich ein falsch-auffälliger Wert und damit ein Scheinrisiko für eine Chromosomenstörung, obwohl keine Entwicklungsstörung des Feten vorliegt.

AFP-Bestimmung

Das AFP (alpha-Fetoprotein) findet sich bei Spaltbildungen (z.B. offener Rücken, Fehlbildung der Bauchwand) in erhöhter Konzentration im Fruchtwasser und dadurch auch im mütterlichen Blut.

Häufige Fragen und allgemeine Informationen zur Pränataldiagnostik

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